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Grafik: Presse Mit Pfeil, Blasrohr und Pistole
Beim Verein fab spielen auch Menschen mit Handicap Dart

Mit einem Pfeil zwischen zwei Fingern im Stehen in das schmale Segment einer Zielscheibe zu treffen, erfordert neben einem guten Auge und Konzentration auch körperliche Geschicklichkeit: Der Trendsport Dart birgt für Menschen mit schweren Handicaps da eine hohe Hürde.

Doch der Verein fab, der behinderten Menschen durch Assistenz hilft, in den eigenen vier Wänden ihren Alltag zu bewältigen, hat diesen beliebten Sport für gehandicapte Spieler mit Unterstützung der Stadt Kassel gewissermaßen passend gemacht: Platziert werden die Pfeile mit Blasrohr oder einer Druckpistole. Im Rahmen dieser ehrenamtlichen Initiative treffen sich regelmäßig montags zwei Gruppen zum Dartspielen im für alle offenen inklusiven Begegnungszentrum des Vereins in der Samuel Beckett-Anlage.

Wer stark gehbehindert oder sogar auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hat nicht so viele Alternativen, um in der Gruppe Sport zu treiben. Der ehrenamtliche fab-Mitarbeiter Peter Rauhöft kam deshalb vor einer Weile auf die Idee, es mit Dart zu versuchen.

Rauhöft spielt seit Jahren im Kasseler Dart-Sport-Verein, der auch Projektpartner ist. Er ist selbst gehandicapt. Häufig werde Dart ja in Gaststätten gespielt, doch diese seien häufig nicht barrierefrei und die Dartautomaten nicht den Bedürfnissen behinderten Menschen angepasst, sagt er. Die Resonanz auf das Angebot bei fab sei sofort überwältigend gewesen. An die 50 Leute hätten sofort mitmachen wollen, berichtet Rauhöft. „Wir haben mit ganz einfachen Dartscheiben begonnen“, sagt Projektleiterin Birgit Schopmans. Dann bremste die Corona-Pandemie das Projekt erst einmal aus. Inzwischen können behinderte und nichtbehinderte Dartfans an professionellen Dartautomaten spielen. Teilweise sind sie der Wurfhöhe von Rollstuhlfahrern angepasst und verfügen über extra große Displays zur Anzeige der erzielten Punkte. Petra Kaper aus Kassel, die auf Rollator und Rollstuhl angewiesen ist, gehört zu den Spielern mit dem größten sportlichen Ehrgeiz.

Vor 30 Jahren habe sie sich nach einer lebensbedrohlichen Erkrankung mühsam wieder ins Leben zurückkämpfen müssen. Der Sport habe dabei sehr geholfen. „Das war für mich wichtig“, sagt sie. Früher habe sie Behinderten-Meisterschaften im Kegeln gewonnen, erzählt sie. Damit war nach einem Sturz mit dem Rollstuhl Schluss. Heute zielt Kaper mit dem Blasrohr auf die Dartscheibe, auch die Dart-Pistole hat sie schon ausprobiert. Für sie bedeute die Teilnahme an einer Sportgruppe nicht nur Geselligkeit, sondern auch Selbstbestätigung und Erfolgserlebnis.

Während Kaper ihre Pfeile selbst wieder aus der Scheibe ziehen kann, benötigt ihre Mitspielerin Eva Krätzschmar aus Baunatal dafür Hilfe - wie viele andere. Schopmans hofft, dass der Verein auf lange Sicht weitere finanzielle Unterstützung für solche Assistenzleistungen erhält. Bei den Dart-Gruppen von fab sind weitere Mitspieler willkommen.

Kontakt: fab-Dartgruppe: Peter Rauhöft, peter.rauhoeft@web.de, Tel. 015735625354 (montags bis donnerstags 18 bis 20 Uhr)


Quellenangabe: Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte) vom 23.10.2021, Seite 6