Von Katja Rudolph
Kassel. Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte haben es bei der Wohnungssuche
besonders schwer. Oft müssen sie monatelang warten, bis sie eine barrierefreie
Wohnung finden. Das berichtet der Verein zur Förderung der Autonomie
Behinderter in Kassel (fab). Der Verein fab versucht Betroffenen mit einer
Wohnungsbörse bei der Suche zu helfen. Wegen des Mangels entsprechender
Angebote gebe es aber nur zwei bis drei Erfolge in Jahr, sagt fab-Mitarbeiter
Deniz Kürtoglu.
Ganz ohne Kompromisse hätte es auch bei Claudia Bruer nicht geklappt. Die 27 Jahre alte Rollstuhlfahrerin ist froh, nach einem Jahr Suche inzwischen in einer barrierefreien Wohnung im Stadtteil Philippinenhof zu leben. „Ein bisschen ab vom Schuss“ liege ihr Zuhause schon, findet die junge Frau. Doch zentral gelegen und behindertengerecht, das habe sie sich schnell abgeschminkt. Sie sei dennoch froh, in dem rollstuhlgerechten Apartment im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses weitgehend allein zurechtzukommen.
Genau dieses Gefühl, selbstbestimmt leben zu können, fehlt Ute Müller. Die 44-Jährige ist durch eine Erkrankung schwer gehbehindert und seit dem Frühjahr auf einen Rollstuhl angewiesen. Um ihre Wohnung in der Nordstadt verlassen zu können, muss sie jedes Mal den Pflegedienst rufen, der dann eine Rampe auf die Stufen am Hauseingang legt. „Ich fühle mich gefangen in meiner eigenen Wohnung“, sagt die Mutter eines achtjährigen Sohnes. Spontan mit dem Jungen rausgehen? Nicht möglich. Ute Müller benötigt daher eine Wohnung, die barrierefrei zugänglich ist.
Zehn Menschen, die der Verein fab unterstützt, seien derzeit auf der Suche nach rollstuhlgerechten Wohnungen, sagt Deniz Kürtoglu. Für einige bemühe man sich schon seit fast einem Jahr. Der Sozialarbeiter von fab wünscht sich, dass Vermieter und Bauherren mehr an die Bedürfnisse Behinderter denken. Wichtig sind ein barrierefreier Zugang, eine schwellenlose Dusche sowie breite Türen, durch die der Rollstuhl passt.
Claudia Bruer als Betroffene hat die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Vermieter kooperativ sind. „Es gibt Wohnungen im Erdgeschoss, wo man nur Kleinigkeiten umbauen müsste, die Vermieter dazu aber nicht bereit sind.“
Vermieter mit barrierefreien Wohnungen können sich beim Verein fab melden:
Tel.: 0561 / 72 88 523.
Quelle: HNA, 07.10.2010