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Grafik: Presse Vorsicht bei den Rillen in der Post

Mit dem Rollstuhl auf der documenta 14

Von MARK-CHRISTIAN VON BUSSE

KASSEL. Wie lässt sich die documenta 14 mit dem Rollstuhl bewältigen? Ottmar Amm, freier Journalist aus Marburg, war mehrmals als „Rollstuhlfahrer“ mit Anschieber zu den d14-Standorten unterwegs. Heute berichtet er beim Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter 8fab) in Kassel über seine Erfahrungen.
Generell will Amm Rollstuhlfahrer ermuntern, die Ausstellung zu besuchen, trotz teils steiler Anstiege in Kassel, die ohne elektrisch betriebenen Rollstuhl Hilfe erforderlich machen und den Anschieber ins Schwitzen bringen. Zumal Straßenbahnen und Busse grundsätzlich barrierefrei seien und die Linie 1 die wichtigsten Standorte verbinde: „Das Personal ist geschult.“ Beim Weg vom Kulturbahnhof zum Friedrichsplatz gilt es Umwege einzuplanen: „Nur angucken, nicht runterrollen“, rät Amm bei der Treppenstraße.

Einzig bei den Bordsteinen gäbe es ein Manko, hat Amm beobachtet. Gerade an Nebenstraßen suche man, hat man die Absenkung auf der einen Seite gefunden, nach dem Überqueren der Fahrbahn oft den abgesenkten Bordstein gegenüber. Dann verharre man länger als nötig auf der Straße – gefährlich.
In der Ausstellung selbst hat Amm nur eine Gefahrenquelle ausgemacht: In der Hauptpost, der „Neuen Neuen Galerie“, gibt es Entwässerungsrillen, in denen Vorderräder leicht steckenbleiben. Das ist Amm selbst passiert: “Mein Tipp: Schräg überfahren und es gibt kein Problem.“ Die Rillen am Eingang seien mittlerweile mit einer Abdeckung übersehen.

Fridericianum, Neue Galerie, auch der „Bücher-Parthenon“ – überall gibt es Rampen.
Amm empfiehlt aber, Rücksäcke zu Hause zu lassen. Dann könne man beispielsweise von der unteren Ebene der documenta-Halle direkt in die Karlsaue rollen, ohne zur Garderobe am Eingang zurück zu müssen.

Was Amm bedauert: Dass es diesmal keinerlei Angebote für Gehörlose und Sehbehinderte gibt, wie vor fünf Jahren, als eine App und spezielle Führungen angeboten wurden. Deshalb organisieren inzwischen Verbände und Betroffene eigene Termine für Blinde.

Empfehlen will Amm die Ausstellung auf alle Fälle: „Ich finde sie gelungen.“ Einer seiner Tipps: das Kaufhof-Parkdeck mit Blick auf den Parthenon. Und mit Rampe für „Rollis“ zur Gastronomie.

Heute, 19 Uhr, „freiRaum“ des fab, Samuel-Beckett-Anlage 6, Kassel, mit Gebärdendolmetscher und Höranlage.

Quelle: HNA, 16.08.2017