fab e. V. jetzt in der Samuel-Beckett-Anlage 6
In dieser Woche ist es soweit, dann findet der Umzug ins neue Zuhause statt.
Weil es in den seit 14 Jahren angestammten Räumen in der Kölnischen
Straße 99 immer enger wurde, mussten die Verantwortlichen des fab –
Förderung der Autonomie Behinderter e.V. – handeln. Nach reiflicher
Überlegung fiel die Entscheidung zu Gunsten eines Neubaus. Er entstand
in der Samuel-Beckett-Anlage 6 und wurde exakt nach den Bedürfnissen
der Organisation gestaltet.
„Es wurde einfach zu eng. Oft mussten sich vier oder fünf Leute
ein Büro teilen und die Büros benötigen wegen der „Rollis“
eine bestimmte Größe“, berichtet Geschäftsführerin
Elke Thimsen. Solche und ähnliche Überlegungen flossen in die Konzeption
des neuen Hauses ein. Es gibt dort elektronisch gesteuerte Türen, niedrig
angebrachte Fenstergriffe, einen sogenannten Sprechenden Fahrstuhl, Blindenschrift
auf den Tastaturen und vieles mehr.
Experten in eigener Sache
Sämtliche Bereiche, in denen der fab seit 26 Jahren tätig ist, wuchsen
in den letzten Jahren immens. „Die Beratung wird immer häufiger
angefragt. Im letzten Jahr circa 2500 Mal, zumal es nicht mehr nur um die
klassischen Formen von Behinderung geht“, weiß Birgit Schopmans.
Die Diplom-Sozialpädagogin ist Gründungsmitglied des fab und leitet
den Beratungsbereich. Warum die Nachfragen zahlreicher werden? „Behinderte
geraten heutzutage immer häufiger in finanzielle Schräglage, zum
Beispiel durch die angespannte Arbeitsmarktsituation. Andererseits trauen
sie sich inzwischen eher, Unterstützung zu beantragen“, erklärt
Birgit Schopmans und freut sich, dass ein Wandel im Bewusstsein stattgefunden
hat: „Die Leute sollen ihre Rechte in Anspruch nehmen und durchsetzen.“
Stets stehe die Beratung unter dem Motto „Von Behinderten für Behinderte“.
Will heißen: „Wir sind als behinderte Sozialpädagogen und
Sozialarbeiter Experten in eigener Sache.“ Das kommt wiederum den Kunden
zugute: „Sie fühlen sich besser verstanden, wenn der Berater selbst
betroffen ist.“
Schulassistenz immer wichtiger
Ebenfalls weiter in den Brennpunkt rücken die Bereiche „Persönliche
Assistenz“ und „Schulassistenz“. Während es im persönlichen
Rahmen darum geht, Menschen trotz Abhängigkeit von Hilfe möglichst
viel Selbstständigkeit zu ermöglichen, gibt die Schulassistenz behinderten
Kindern und Jugendlichen jene Unterstützung, die sie zum täglichen
Schulbesuch benötigen. „Nach der Behindertenrechtskonvention der
UN haben Eltern das Recht, ihre Kinder inklusiv beschulen zu lassen, das heißt,
in eine ganz normale Schule einzuschulen. Trotzdem haben Kinder mit Behinderungen
einen gewissen Unterstützungsbedarf“, berichtet Diplom-Sozialarbeiterin
Claudia Gerike. Bei der Auswahl der Begleiterin oder des Begleiters entscheiden
die Kinder und Eltern in Absprache mit den Lehrkräften selbst. Rund 40
Kinder betreut fab in der Schulassistenz, vor vier Jahren waren es noch zwölf.
Wenn nun das neue Haus bezogen wird – das bisherige bleibt am Donnerstag
und Freitag geschlossen –, kommt dies auch dem „freiRAUM“
entgegen. Der in Eigenregie ehrenamtlich von Behinderten und Nichtbehinderten
betriebene Treffpunkt platzte aus allen Nähten. In die inklusive Freizeit-
und Begegnungsstätte kommen allein zum Frühstück in der Regel
25-30 Personen. Ganz so, wie es aus Birgit Schopmans Worten klingt: „Wir
sind eben ein großer, kunterbunter Haufen und unser Verein lebt von
dieser Vielfalt.“
Quelle: HNA, 21.08.2013