FULDATAL / KASSEL. 23 Jahre alt, abgeschlossene Berufsausausbildung
- Zeit, sich zu Hause abzunabeln. So wie die meisten ihrer Altersgenossen
empfindet auch Claudia Bruer. Doch der Wunsch nach persönlicher Selbstständigkeit
in einer eigenen Wohnung lässt sich, wie die Rothwestenerin in den vergangenen
Monaten leidvoll erfahren hat, nur schwer erfüllen. Claudia Bruer, von
Geburt an querschnittsgelähmt, ist Rollstuhlfahrerin. Ihre Idee: eine
WG gründen. Nur die passende Wohnung hat sie trotz intensiver Suche mit
Unterstützung durch fab e.V., den Verein zur Förderung der Autonomie
Behinderter, bisher nicht gefunden.
Die junge Frau will nicht allein wohnen, sondern „unter Leuten sein".
Eine Wohngemeinschaft aus Körperbehinderten und nicht Behinderten innerhalb
Kassels wäre nach ihrer Überzeugung ideal. Das Problem bei der Wohnungssuche:
Mal ist der Zugang für Rollstuhlfahrer nicht zu bewältigen, mal
das Bad nicht behindertengerecht, oder die Infrastruktur im Wohnungsumfeld
stimmt nicht. Eine medizinische Versorgung muss gut erreichbar, die Beweglichkeit
durch öffentliche Verkehrsmittel gesichert sein. Horst Griffaton, Sozialarbeiter
im Bereich Unterstütztes Wohnen bei fab, berichtet von einer langen Suche
nach geeigneten Räumen bei Wohnungsbaugesellschaften, unter Zeitungsinseraten,
in bestehenden Wohngemeinschaften. Fehlanzeige. Mit Ausnahme behindertengerechter
Wohnungen in Wohngegenden, „in denen sich Behinderte nicht sicher fühlen
können".
Fab begrüßt Claudia Bruers Idee einer Wohngemeinschaft aus Behinderten
und nicht Behinderten und wäre bereit, eine geeignete Wohnung für
eine Anfangszeit selbst anzumieten, bestimmt für junge behinderte Menschen
in der Ablösephase von daheim oder mit frisch eingesetzter Behinderung,
die noch ein Einleben in die neue Situation erfordert.
Für Claudia Bruer könnte ein anderer Herzenswunsch im neuen Jahr
in Erfüllung gehen. Die gelernte Bürokraft hofft auf einen Arbeitsplatz
in Kassel - keine echte Zukunftsperspektive ohne Wohnung in der Stadt.
Mögliche Vermieter oder interessierte Mitbewohner wenden sich an den
Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter, fab e.V.,
Tel. 05 61 / 7 28 85 21 (Sozialarbeiter Horst Griffaton).
Quelle: HNA vom 25.10.2006