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Grafik: Presse Nur perfekt ist gut genug?

Im Berliner Theater RambaZamba schauspielern Behinderte – 3. Juli Gastspiel in Kassel

KASSEL. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen Flugzettel in die Hand gedrückt: Geben Sie ihre missratenen Kinder zurück! Das eine spurt nicht, das andere kippelt immer mit dem Stuhl, eines nimmt Drogen, ein anderes wieder ist vielleicht nicht intelligent genug.
Beim Nachdenken über eine gegen den Strich gebürstete Umsetzung des „Struwwlpeter“ kam Regisseurin Gisela Höhn vom Berliner Theater RambaZamba auf ein Thema, das es in sich hat: der Wunsch nach dem perfekten Kind.
In den Zeiten von Genmanipulation und Pränataldiagnostik bekommt die Frage nach dem perfekten Menschen eine völlig andere Dimension. „Das Stück spielt mit den Möglichkeiten, die es in der Wissenschaft schon gibt“, sagt die Berliner Regisseurin.
Auf Einladung des Initiatorenkreises, der das RambaZamba- Theater für ein Gastspiel am 3. Juli im Kasseler Schauspielhauses engagiert hat, war Höhne im Haus der Kirche, um über ihre Arbeit zu sprechen. Die Aufführung von „Mongopolis – Fisch oder Ente“, so der Name des fertigen Stücks, ist die zentrale Veranstaltung der diesjährigen Woche für das Leben, die seit 16 Jahren von der evangelischen und katholischen Kirche veranstaltet wird.
Mongopolis vermischt Elemente von Science Fiction, Krimi und Comic, wie die Regisseurin verrät, und bekommt außer durch das futuristische Bühnenbild und extravagante Kostüme auch durch die elektronische Musik eine besondere Atmosphäre. Das eigentlich Besondere ist aber, dass in dem Stück über den perfekten Menschen Schauspieler auf der Bühne stehen, die genetische Abweichungen wie das Down- Syndrom haben. Höhne, selbst Mutter eines 31- jährigen Sohnes mit Down-Syndrom, sagt: „Es ist eine echte Tragödie, dass man dabei ist, diese Menschen auszurotten.“

In Europa zu Gast

1991 gründete sie mit Klaus Erforth in Berlin das Theater RambaZamba, in dem die Darstellerinnen in der Mehrzahl geistig Behinderte sind. Das Ensemble des integrativen Theaters ist seitdem auf vielen europäischen Bühnen zu Gast. Was ist anders an RambaZamba? Natürlich gebe es weniger Text als in herkömmlichen Stücken, so Höhne, die großen Wert auf die professionelle Anleitung der Schauspieler legt. Dafür sei es stärker körper- und bilderbetont.
Ziel ist nicht, dass Behinderung kaschiert werde, sagt die Theatermacherin. Man sehe den Akteuren ihr Anderssein an. Aber bei RambaZamba gehe es darum, aus dem Makel eine Stärke zu machen.

„Mongopolis – Fisch oder Ente“: Gastspiel des Berliner Theaters RambaZamba am Dienstag, 3. Juli, 19.30 Uhr im Schauspielhaus in Kassel. Karten für 13,50 Euro (ermäßigt 9 Euro) unter der Telefon 0561/ 10 94 222.

Hintergrund
Sie bringen RambaZamba nach Kassel

Zu den Initiatoren, die als Veranstaltung zur diesjährigen „Woche für das Leben“ das Berliner Theater RambaZamba für Kassel engagiert haben, gehören die Aktion für behinderte Menschen Hessen, der Arbeitskreis Down- Syndrom Kassel, die Evangelische Kirche von Kurhessen- Waldeck, der Verein zur Förderung der Autonomie behinderter Menschen (fab) sowie der Ortsverein Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hat Oberbürgermeister Bertram Hilgen übernommen. (rud)



Quelle: HNA vom 27. Juni 2007