Grafik: Presse Blitzlichter aus dem Alltag einer blinden Mutter

Fab e.V. berät auch Mütter und Väter mit einer Behinderung oder chronischer Erkrankung

Bei einem Seminar für behinderte Eltern des fab e.V. hat eine blinde Mutter, Frau S., einen eindrucksvollen Erfahrungsbericht vorgetragen, den wir hier in Auszügen präsentieren: "Ab dem Kindergartenalter wurde meiner Tochter bewusst, dass ich "anders" bin als andere Mütter. Sie begann zu fragen, warum ich blind bin bzw. warum "andere Mamas" nicht. Sie erlebte auch, dass andere Kinder sie etwas über mein Blindsein gefragt haben, beispielsweise ob ich kochen kann. Diese Fragen waren für mich der Anlass, der Kindergartengruppe meiner Tochter eine Einheit zum Thema "Blindheit" mit "Fragestunde" und Übungen unter der Augenbinde, vorzuschlagen." Solche Lerneinheiten zum Thema Leben mit einer Behinderung können auch kostenlos beim fab e.V. im Rahmen des Projektes "Schule und Behinderung" von Schulen oder auch Kindergärten angefordert werden. Weiter erzählte Frau S., über gemeinsames Spielen und Lernen: "Für das gemeinsame Spielen waren und sind für mich speziell für blinde Menschen adaptierte Gesellschaftsspiele, wie beispielsweise "Uno" oder "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht" sehr nützlich. Manches war bzw. ist jedoch nicht gemeinsam möglich. So hat meine Tochter beispielsweise Roller- und Fahrradfahren, nur mit meinem Mann lernen können. Beim Kennenlernen der ersten Zahlen kam wieder "mein Einsatz", da ich ein speziell dafür ausgelegtes Bilderbuch in Blindenschrift beschriftet hatte. Praktische Tipps oder Informationen über spezielle Hilfsmittel, wie beispielsweise sprechende Fieberthermometer für blinde, ein optisches Babyfon für gehörlose Elternteile oder den unterfahrbaren Wickeltisch für Mütter oder Väter im Rollstuhl können in der Beratungsstelle des fab e.V. erfragt werden Frau S. berichtet weiter: "Außerhäusliche Freizeitaktivitäten wie Spielplatz- oder Schwimmbadbesuche sind die letzten Jahre einfacher geworden, da bei einem Schulkind Gefahrenpotentiale wie beispielsweise Weg- bzw. Auf-die-Straße-laufen, wegfallen. So bin ich weniger darauf angewiesen, dass andere Mütter mit ihren Kindern Freizeitaktivitäten mitmachen; dass ich Aktivitäten auf Zeiten verschiebe, wenn der Vater da ist; oder dass ich Assistenz, d.h. eine bezahlte Person zur Unterstützung, mitnehme. Der Bedarf an Unterstützung durch andere Personen hat mit der zunehmenden Selbständigkeit meiner Tochter abgenommen. Und nun zum Resümee von Frau S.: "Ich finde, wir sind als Familie ein ganz gut eingespieltes Team. Unsere Tochter weiß, wie eigentlich alle Kinder, was sie besser mit der Mama oder mit dem Papa tun kann. Auch dass die Mama sie nicht überall mit dem Auto hinfahren kann, scheint meiner Tochter nicht zu schaden. Sie fährt ganz gerne mit Bus und Bahn und ist auch im Gegensatz zu so manchen "Autokindern" gewöhnt, längere Wege selbst zu gehen, weil wir nicht jede noch so kurze Strecke mit dem Auto fahren. Ich möchte mit diesem Kurzeinblick in meinen Alltag andere Menschen mit Behinderung ermutigen, das "Wagnis Kind" einzugehen. Für das Leben mit einem Kind oder mehreren Kindern ist nicht ausschlaggebend, ob Mutter oder Vater ein Handicap haben, sondern dass sich ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Kind entwickeln kann. Für Einschränkungen aufgrund einer Behinderung eines oder beider Elternteile gibt es oft - wie oben beschrieben - eine Lösung! Neben Beratung für Mütter oder Väter mit einem Handicap organisiert der fab e.V. Treffen für behinderte Eltern. Natürlich beraten wir auch Eltern behinderter Kinder und alle, die Fragen im Zusammenhang mit chronischer Erkrankung und Behinderung haben.
Quelle: HNA, 04.11.2005