Hoch hinaus in der Cola-Dose
Kassel – Für Florian Schmerer ist Riesenradfahren nichts Neues,
das hat er schon auf dem Wiener Prater gemacht. Doch dass der 52-jährige
Rollstuhlfahrer aus Kassel nun auch mit dem Riesenrad auf dem Zissel mitfahren
kann, ist neu. Das Riesenrad an der Orangerie verfügt über eine
barrierefreie Gondel für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator.
„Die Gondel haben wir seit dem Frühjahr im vergangenen Jahr“,
sagt Ariane Bechstedt, die am Riesenrad des Schaustellerbetriebs Gormanns
arbeitet. Man habe ein barrierefreies Angebot schaffen wollen. „Auf
dem Zissel in diesem Jahr wurde es bisher vielleicht von vier Personen genutzt“,
sagt Bechstedt. Die restlichen 25 Gondeln des Riesenrads sind allesamt offen
und rund. Anders die barrierefreie Gondel, die vor Fahrtbeginn geschlossen
wird. „Wir nennen sie unsere Cola-Dose, weil sie so aussieht“,
sagt Bechstedt.
„Viele Menschen wollen unbedingt in der barrierefreien Gondel mitfahren“,
sagt Bechstedt. Aber sie sei nur mobilitätseingeschränkten Menschen
vorbehalten.
Für den notwendigen Platz für den Rollstuhl kommt die barrierefreie
Gondel ohne Mittelstange aus. „Ein erwachsener Rollstuhlfahrer darf
von maximal einer Person begleitet werden“, sagt Bechstedt. 25 000 Euro
habe die neue Gondel für das mittlerweile sieben Jahre alte Riesenrad
gekostet.
Birgit Schopmans vom Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (Fab)
begrüßt den barrierefreien Zugang zum Riesenrad auf dem Zissel.
„So wird der Blick auf Kassel von oben allen Menschen ermöglicht.
Grundsätzlich müsste ein solcher Zugang aber eine Selbstverständlichkeit
sein.“
Und was meint Florian Schmerer? „Wir haben richtig viele Runden gedreht“,
sagt der 52-Jährige nach der Riesenradfahrt. Der Einstieg sei nicht ganz
so geschmeidig gelaufen wie beim Wiener Prater: „Hier müssen die
Rampen für Rollstuhlfahrer von den Mitarbeitern jedes Mal neu ausgelegt
werden. Die sind in Wien permanent installiert.“ Astrid Balk, die ihren
Mann im Rollstuhl zur Gondel geschoben hat, ergänzt: „Die Rampen
hier sind auch ganz schön steil.“ In einer Sache ist sich das Ehepaar
jedoch einig: Die Aussicht über die Orangerie und weite Teile Kassels
sei die Fahrt in jedem Fall wert gewesen.
Quellenangabe: Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte) vom 06.08.2024, Seite 3