Kassel/Frankfurt (kobinet) Die Tatsache, dass drei FDP-Kommunalpolitiker aus dem osthessischen Tann in der Rhön in einem Flugblatt Menschen mit Behinderungen als schädigend für den städtischen Tourismus bezeichnet haben, lässt langjährig Aktive behinderte Menschen in Hessen nicht kalt. Sie sehen darin einen Rückfall in alte Denkmuster und protestieren gegen derartiges behindertenfeindliches und diskriminierendes Verhalten. Die hessenschau hatte am 4. Mai über die Flugblattaktion und die wachsende Empörung in der Bevölkerung in einem zweiminütigen Fernsehbeitrag berichtet.
Für Birgit Schopmans vom Kasseler Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) geht das es nicht, dass wir heutzutage noch mit solchen Diskriminierungen konfrontiert sind. Die blinde Beraterin setzt sich schon seit fast 40 Jahren für die Gleichstellung behinderter Menschen ein und ärgert sich über solche Aktionen. „Das erinnert mich schwer an das Frankfurter Behindertenurteil, das in den 1980er Jahren des letzten Jahrtausends für heftige Demonstrationen gesorgt hatte, weil die Anwesenheit behinderter Menschen als Reisemangel angesehen wurde. Nun steht aber klar im Grundgesetz: ‚Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden‘.“
Auch Georg Gabler aus Frankfurt, der damals an der Organisation der Demonstraiton gegen das Behinderten-Urteil in Frankfurt mit mehreren tausend Teilnehmer*innen mitgewirkt hat, ist fassungslos und wies die kobinet-nachrichten auf die diskriminierende Flugblatt-Aktion in Tann hin. „Das ist unakzeptabel und darf so nicht stehen bleiben“, bringt er den Vorfall auf den Punkt.
kobinet-nachrichten vom 09.05.2022