Kassel (kobinet) „Ich wollte schon immer einmal auf eine größere Leinwand malen, auch ohne selbst den Pinsel benutzen zu können“, berichtet Marleen Soetandi über ein aktuelles Projekt. Im Rahmen einer Online-Veranstaltung berichtet sie über ihre Mitwirkung am „Project Art Works“ eines selbständigen Künstler*innen Kollektivs, das von der kuratorischen Leitung eingeladen wurde, um auf der documenta fifteen auszustellen und zu arbeiten. Zudem geht es bei der Veranstaltung um grafische Gestaltungsmöglichkeiten und viel soziales Engagement, das die junge Frau mit Behinderung an den Tag legt. Die Online-Veranstaltung mit Marleen Soetandi über ihr Wirken findet am Dienstag, den 26. April von 18.30-19.30 Uhr, statt, zu der der Kasseler Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) einlädt.
„Marleen Soetandi lebt in der Nähe von Kassel mit Familie und Hund. Sie hat rund um die Uhr Assistent*innen um sich herum. Sie nutzt einen E-Rollstuhl und kann sich selbst nur noch wenig bewegen. Da in Marleen eine Künstlerinnenseele wohnt, wie sie selbst von sich sagt, hat sie eigene Wege für sich gefunden, dies auszuleben. So beteiligt sie sich im Sommer am „Project Art Works‘, wobei insbesondere Künstler*innen mit Behinderung angesprochen werden. Dabei wird sie in den 100 Tagen immer wieder in einem öffentlichen Atelier sein und mit dem Lichtpunkt eines Laserpointers auf einer Leinwand anleiten, was eine weitere Person mit Farbe nachzieht. So entstehen ihre Kunstwerke, die bei der documenta 15 entweder während des künstlerischen Schaffens oder als fertiges Objekt zu sehen sein werden. – Vielleicht sogar im Fridericianum“, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung.
Und weiter heißt es: „Des Weiteren nutzt Marleen Soetandi auch sonst die technischen Möglichkeiten, indem sie zum Beispiel Karikaturen und Grafiken über Computerprogramme kreiert, die bereits für Unterrichtseinheiten und behindertenpolitische Kampagnen breit eingesetzt wurden. So illustrierte sie zum Beispiel ein Kinderbuch, gestaltete Comics für den Englischunterricht am Gymnasium oder etwa das Logo des Projektes ‚Gute Nachrichten zur Inklusion‘. Im Rahmen der Veranstaltung wird sie eine kleine Kostprobe ihrer Grafiken präsentieren und beschreiben.“
Marleen Soetandi verbindet ihre politische Überzeugung mit der Kunst, wobei sie zur Vertiefung ihrer Fertigkeiten ein Fernstudium im Bereich grafischer Gestaltung angefangen hat. Da ihr zudem Öffentlichkeitsarbeit wichtig ist, berichtet sie etwa bei Veranstaltungen der Uni Hildesheim vor Studierenden über ihren Alltag mit Persönlicher Assistenz. Momentan engagiert sie sich in der Spendenwerbung für die Ukrainehilfe – leider gerade aus aktuellem Anlass weiter dringend erforderlich. Birgit Schopmans vom Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) interviewt Marleen Soetandi und anschließend können die Teilnehmenden Fragen loswerden.
kobinet-nachrichten vom 20.05.2022